Weihnachten in K.G.F

 

Für mich als heidnischer Weihnachtsmuffel war Weihnachten in Indien ein feine Sache, keine Vorweihnachtszeit, kein Geschenkemarathon, keine überfüllten Shoppingcenter, letzteres gibt es in KGF sowieso nicht.

Die Mädels sind absolute Weihnachtsfans und haben sogar aus “Tannenzweigen” einen “Adventskranz” gebastelt:

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Der Baum im Vorgarten des Anwesens wurde von den Kindern sogar geschmückt, der Brauch des Weihnachtsbaumes ist in Indien sehr bekannt, allerdings wird er kaum Praktiziert da es nicht so einfach ist Weihnachtsbäume in Indien zu züchten. Der Tannenbaum im Vorgarten ist einem Weihnachtsbaum sehr ähnlich, nur sind die Nadeln mit einer Wachsähnlichen Schicht überzogen um ihn gegen Austrocknung in der Hot Season zu schützen.

Jan und ich sind erst Mittags in KGF angekommen, vorher waren wir ja noch in Chennai um die Wohnung zu mieten. Wir mussten nach Ankunft auch sofort mithelfen unsere Wohnung zu reinigen und die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Der Weihnachtsstress ist also selbst in Indien nicht völlig an mir vorbeigezogen. Auf der Festtagskarte standen Kartoffelsalat mit Würstchen und diverse Salate, zubereitet wurde alles in unserer großzügigen Küche:

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Das Essen hat auch sehr geschmeckt und Vivi hat uns aus Bangalore sogar Würstchen aus Schweinefleisch mitgebracht, was für ein Festmal! 

Im laufe des Abends haben wir allerdings Alle ziemliches Heimweh bekommen, ich wäre am Weihnachtstag lieber Zuhause gewesen. Es war keine besonders festliche Stimmung vorzufinden da unsere Gastfamilie aufgrund des Todesfalles ein Jahr keine Feste feiert und wir somit still und leise in unserer Wohnung Weihnachten verbringen mussten. Wir haben aber das Beste daraus gemacht und ein indisch/deutsches Weihnachtsfest gefeiert.

Wohnung in Chennai

 

Wie ich schon vor ein paar Wochen berichtete sind Jan und ich auf der Suche nach einer Wohnung in Chennai gewesen.
Die Wohnung welche wir ursprünglich mieten wollten, wollte der Vermieter uns doch nicht mehr geben da wir Jungs, Ausländer und Studenten (?) sind.
Deshalb haben sich Jan und ich am 23.12 auf den Weg nach Chennai gemacht um dort eine Wohnung an zu mieten. Nach der fünf Stündigen Fahrt im Stehen, da wir so kurzfristig nicht reservieren konnten, wurden wir von dem Schulleiter unserer neuen Schule empfangen und sind gleich zu unserem neuen Broker gefahren, die Leistungen des vorherigen haben uns nicht überzeugt.

Die erste Wohnung die uns vom neuen Broker gezeigt wurde befand sich im Keller, hatte keine Fenster und war völlig verschimmelt. Durch das installieren eines Deckenventilators soll dieser aber aus der Wohnung geblasen werden, da waren sich Broker und Vermieter einig.Uns hatte die Wohnung trotz des Preises von 2000 Rs (25€) pro Monat nicht überzeugt. Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit unserem neuen Chef, der leider kaum englisch spricht, haben wir uns noch eine weitere Wohnung angeschaut. Diese Wohnung war unsere letzte Hoffnung da wir vor unserer Reise nach Goa keine Möglichkeit mehr hätten uns noch weitere an zu schauen und ein anmieten im neuen Jahr würde unsere Umzugspläne mehrere Wochen verschieben. Die letzte Wohnung die uns gezeigt wurde befindet sich in der gleichen Straße wie unsere Schule und bietet zwei kleine Räume sowie Bad und Küche. Es gibt sogar fließend Wasser und der Strom funktioniert auch, leider war die Wohnung völlig verdreckt, die Wände bemalt und viele Schalter und Armaturen wurden von den Vormietern zerstört. Wir haben die Wohnung trotzdem sofort gemietet da sie bis zu unserem Einzug im Januar renoviert und repariert werden soll, ich bin sehr gespannt ob die wirklich geschieht. Da wir weiß sind hat die Vermieterin eine Kaution in Höhe von 30000Rs. verlangt, in Indien bekommen die Vermieter die Zinsen die aus der Kaution generiert werden und diese liegen zwischen 9% und 16%, es lohnt sich also hohe Kautionen zu verlangen. Der Broker, welcher sich später als Sohn der Vermieterin herausstellte, wollte auch noch mit 4000Rs geschmiert werden, sonst hätte er die Wohnung an die nächsten Interessenten die schon an der Tür gewartet haben vergeben.

Geschafft vom Tag haben wir uns in unsere Hotelbetten fallen lassen und noch schnell die Zugtickets für die Rückfahrt an Heiligabend gekauft, wir haben also den halben Weihnachtstag stehend im Zug verbracht, sind aber trotzdem froh darüber im Ausländer feindlichen Chennai endlich eine Wohnung gefunden zu haben.

Good bye Jain School

 

Heute hatten wir unseren letzten “regulären” Arbeitstag an der Jain School, wir hatten uns überlegt zum Abschluss unseres sechs Wöchigen Kurzprojektes jeder Klasse einen Besuch abzustatten um ein Klassenfoto zu machen und auf Wiedersehen zu sagen, wir werden schließlich mindestens einmal im Monat in KGF zur Zwischenreflexion sein und können ab und an der Schule einen kleinen Besuch abstatten. Eine große Torte und Süßigkeiten durften natürlich auch nicht fehlen.

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Diese wunderschön süße Herztorte haben wir bei unserem Lieblings Café “Juice & Bake Magic” in KGF in Auftrag gegeben. Sie wog um die 5kg und wurde auf einer großen Styroporplatte geliefert. Eigentlich wollten wir sie aus der Konditorei abholen und selber in die Schule bringen, leider war die Torte zu groß um sie in einer Rikshaw zu transportieren und es gab auch keinen passenden Karton zum Schutz der wertvollen Fracht. Der Konditor sagte dazu nur “Oversize” und organisierte einen Fahrer der uns die Torte pünktlich in die Schule lieferte, solche Dienstleistungen sind interessanter Weise in Indien meist kostenlos, ebenso wie Trinkwasser in Restaurants und andere kleine Annehmlichkeiten des Alltages.

Nursery Class

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Dieses wunderschön gestellte Bild ist im Kindergarten unserer Schule entstanden, die Kinder sind zwei bis dreieinhalb Jahre alt. Die Erzieherin im Hintergrund rechts guckt so amüsiert da sich ein Kind unterhalb der Fotografin genau im Augenblick des Fotos übergeben musste.

I. Pre School Standard

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Dies ist die erste Vorschulklasse, wie auf der Tafel zu sehen lernen die Kinder schon einfache Wörter, kurze Sätze und einfache Mathematik. Die Kinder sind drei- bis viereinhalb. Ab dieser Stufe wird mit den Kindern nur Englisch gesprochen und sie dürfen auch untereinander nur Englisch sprechen, was sie auch tuen da die Kinder zuhause meist unterschiedliche Sprachen sprechen: Kannada, Tamil, Telugu und Hindi.

II. Pre School Standard

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I. Standard

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Ab der 1. Klasse steht neben Englisch und Tamil schon die für die meisten Kinder zweite Fremdsprache “Kannada” auf dem Stundenplan. Die Amtssprache in Karnataka.

II. Standard

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III. Standard

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Die dritte Klasse ist die absolut frechste an der Schule, der Junge im Vordergrund links welcher die Arme verschränkt hat vor ein paar Tagen in meinem Unterricht eine Herzattacke simuliert, die Klasse hat sehr gut mitgespielt und als ich Hilfe im Lehrerzimmer gesucht habe wurde ich nur herzliche ausgelacht “ He’s an very good actor”.

IV. Standard

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Ab der vierten Klasse kommt Hindi als vierte Sprache auf den Lehrplan.

V. Standard

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Die fünfte Klasse ist die erste Klasse die verstanden hat das wir kein “ernstes” Foto brauchen, die Klassenfotos die in der Schule gemacht werden sind sehr militärisch, die Kinder stehen emotionslos in Reihe und Glied während wichtige Funktionäre der Schule in der Mitte sitzen.

VI. Standard

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Die sechste Klasse besteht nicht nur aus Jungs wie das Foto vermuten lässt, die kleinen Testosteronbündel haben sich nur sehr stark in den Vordergrund gedrängt.

VII. Standard

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Die siebte Klasse ist einfach immer gut drauf, allerdings auch sehr laut und nur schwer unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht hat sich der ein oder andere Leser schon gewundert warum viele Kinder für Süd Inder so hellhäutig sind, dies liegt daran dass diese Kinder nur wenig in die Sonne dürfen und schon ab Kindergartenalter Produkte der “Fair & Lovely” Linie verwenden die in Indien sehr populär ist und die Haut stark bleicht.

IIX. Standard

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Eine sehr nette und recht ruhige Klasse, hier fängt es an aufzufallen dass die Mädels deutlich größer sind als die Jungs. Ab der achten Klasse bekommen die Jungs lange Hosen für ihre Schuluniform da sie jetzt langsam “Erwachsen” werden.

IX. Standard 

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In der “kalten” Jahreszeit dürfen die Kinder zu ihrer Schuluniform eigene Oberteile und Jacken kombinieren da es unsere Schule erst seit drei Jahren gibt und der Secretary das Design für Schuleigene Jacken noch immer nicht fertig gestellt hat. Es gibt allerdings schon sehr schöne Sportanzüge für den Samstagsunterricht und Schulausflüge, weswegen diese auch besonders auffällig gestaltet sind damit man die Kinder leicht wiederfindet. Die Zöpfe der Mädchen sind ebenso vorgeschrieben wie das tägliche Benutzen von Haaröl, letzteres soll angeblich gegen Überhitzung und Nasenbluten helfen.

X. Standard

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Die zehnte Klasse ist der erste Jahrgang der in den Genuss des Pre-University Colleges kommen wird, die Schule wurde gestern dafür Verifiziert und die dritte Etage der Schule soll im Sommer fertig werden. Die Kinder können dann bis zur zwölften Klasse auf der Schule bleiben und sind mit dem Abschluss dafür Qualifiziert jeden Studiengang an Universitäten zu besuchen. Mit dem Abschluss der zehnten Klasse darf man lediglich auf Colleges welche einen entweder auf die Uni vorbereiten oder fachlich ausgelegt sind. (Industrial-, Medical-, Dental-, Computer-,usw.… College) Ausbildungsberufe gibt es meines Wissens nach nicht, man ist also entweder studiert oder “unausgebildet”, was die Unterschiede in der Gesellschaft noch größer macht.

Am ende des Tages wurden im Lehrerzimmer noch ein paar Reden geschwunden und Glückwünsche ausgetauscht, ein sehr gelungener Tag!

Freude & Trauer

 

Die letzte Woche war wieder sehr ereignisreich, wir wurden gleich zweimal von Indern zum Essen eingeladen, Vivi hatte Geburtstag und ein Verwandter von Prabhu ist gestorben.

Der Secretary und Besitzer der Jain School, Mr. Jain hat uns am Sonntag zum Essen in die Schule eingeladen, sein Haus wird gerade umgebaut weswegen wir uns im Konferenzraum unserer Schule getroffen haben. Seine Frau muss für dieses Festmahl schon spät in der Nacht angefangen haben zu kochen, oder eine seiner vier Haushälterinnen. Es gab Poori (kleine herzhafte Pfannkuchen, ähnlich Chapati) mit diversen Salaten, Chutneys und Masalas. Dazu wurden Gemüsefrikadellen, Süßkrams, Obst und Kurt Rice serviert. Sehr schmackhaft und interessant, auf die Verwendung von Fleisch und Ei wurde verzichtet da es sich bei unserem Secretary, wie der Name schon sagt um einen Jain handelt. Es gab auch nette Konversation da unser Secretary relativ “open minded” ist und sehr an uns Freiwilligen interessiert.

Zum Abendessen wurden wir von unserem geschätzten Kollegen Rohit und seiner Familie eingeladen. In der Schule gibt es häufiger den ein oder anderen Chat mit ihm und es wird gerne zusammen über Unterrichtsmethodik diskutiert. Rohit unterrichtet für indische Verhältnisse sehr modern. In seinem Unterricht es gibt Gruppenarbeiten, Präsentationen, Kugellager Diskussionen, Wissen und jede Menge Spaß. Als wir dort ankamen wurden wir schon von ihm und seiner Familie erwartet. Wenn man in Indien zum Essen eingeladen wird bedeutet dies das auch die ganze Familie und Freunde anwesend sein werden, ein Treffen zu dritt oder gar zu zweit ist eher unüblich, man könnte ja etwas aushecken. Zu Essen gab es köstliches Beef Beryani mit Chicken Kabab (Mariniertes, frittiertes Hähnchen) dazu Zwiebel Rahita, sehr lecker! Zum Nachtisch wurde uns eine Jogurt Grütze mit viel Obst gereicht. Die Gäste wurden auch in dieser mittelständischen Familie sehr bevorzugt bedient. So essen die Gastgeber meist erst wenn der Besuch wieder zuhause ist, es ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig mich derart bedienen zu lassen und beim Essen von gefühlten zehn Indern beobachtet zu werden. Sarah, Jan und ich haben die Zeit dort sehr genossen endlich mit fast gleichaltrigen Indern Kontakt zu haben und sich einfach “normal” und ohne sich in irgendeiner Weise verstellen zu müssen zu unterhalten. Die Familie hat uns sogar ihre Gesangskünste unter Beweis gestellt worauf wir leider nur mit “Alle meine Entchen” antworten konnten.

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Von links nach rechts: Ich, Rohits Bruder, Jan, Rohit, Sarah, Rohits Cousine, Oma, Mutter, Schwester, Vater und ein Freund der Familie.

Unterhalten wurde sich über vieles, z.B. über Dinge die in Indien und Deutschland schlecht oder gut laufen. Dies war interessant für mich da fast alle Inder mit denen ich bisher in ländlicheren Regionen gesprochen habe sehr patriotisch waren und höchsten mal die Korruption als ein Problem Indiens benannt haben. Ansonsten auch über ganz alltägliche Dinge, es war für unsere Gastgeber nur schwer vorstellbar das in Deutschland Strom und Wasser den ganzen Tag fließen und wir unseren Müll nicht selber verbrennen müssen sondern dieser teilweise sogar recycelt wird.

Heute haben wir den Geburtstag von unserer Mitfreiwilligen Vivi gefeiert, ganz nach deutscher Art gab es Geburtstagslieder, Geschenke am Morgen und Filterkaffee mit Torte, diese war allerdings typisch indisch:

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In unserer Gastfamilie gab es jedoch gestern einen Todesfall zu beklagen weswegen die Stimmung sehr gedrückt war. Der Vater der Frau von Prabhus Bruder war schon seit Monaten sehr krank und hatte eine eingeschränkte Nierenfunktion, vor ein paar Wochen hatten Jan und ich ihn schon in die Wohnung von Prabhus Bruder tragen müssen da die Ärzte im Krankenhaus keine Heilungschancen mehr gesehen haben. Gestern ist der Mann im Nachbarshaus gestorben. Die darauffolgenden Rituale waren sehr neu und interessant für mich. Nach dem Tod wurden Bestatter gerufen welche den Leichnam gewaschen haben, die Augen geschlossen und die Arme gefaltet haben, dies stellte sich als kompliziert dar da die Leichenstarre bereits eingesetzt hatte. Die Verwandtschaft war über den Tod sehr bestürzt und traurig. Auf der Straße vor dem Haus wurde ein buntes Zelt errichtet und der Leichnam wurde in einen gläsernen, gekühlten Sarg gelegt und lag dort bis heute Nachmittag. Über Nacht sind die Männer Draußen geblieben haben Totenwache gehalten, getrommelt und Schnaps getrunken. Die Frauen sind währenddessen im Haus geblieben und haben dort getrauert. Die Beerdigung soll in den nächsten Tagen stattfinden. Teilweise kamen mir die Zeremonien sehr fröhlich vor, die meiste Zeit waren sie jedoch sehr traurig.

Head Mistresses Birthday

 

Als ich gestern Morgen, so wie ich es jeden Morgen tue, Sir Rohit fragte ob heute etwas besonderes in der Schule stattfindet oder alles “Business as usal”  ist, antwortete dieser mir das heute der Geburtstag der Head Mistress stattfindet. Zuerst habe ich mir dabei nichts weiter gedacht außer dass man sich die Hände schüttelt und ein paar Lieder gesungen werden. Doch ich wurde eines besseren belehrt.

Zuerst ein paar einleitende Worte zu unserer Head Mistress, oder auch Principal: Sie arbeitet seit etwa vier Monaten an der Jain School und hat dort direkt die Stelle der Schulleiterin besetzt, vorher war sie Vice Principal an einer Schule in Bangalore, für die leitende Position hat sie ihr Leben in der Großstadt aufgeben und ist mir ihrer Familie ins beschauliche KGF gezogen. Ein Entscheidung die sie inzwischen teilweise bereut, ihr gefällt die Schule und die Arbeit dort sehr, jedoch ist sie für das Leben in KGF einfach zu emanzipiert. Als Großstadtmensch ist sie es nicht mehr gewohnt traditionelle indische Kleidung zu tragen und in ihrer Freizeit nichts anderes zu tun als Fern zu sehen. Sie erzählt uns gerne von ihren wilden Zeiten im Nachtleben Bangalores, doch damit ist jetzt Schluss, würde sie in KGF auch nur einen Fuß in eine Bar setzen wäre ihr Ruf unwiederbringlich zerstört und sie würde am nächsten Morgen ihre Kündigung erhalten, so etwas spricht sich schnell herum hier.

Morgens gab es das übliche Händeschütteln wie man es aus Deutschland kennt, doch schon beim Morgenappel wurde von 400 Schülern ein Ständchen gesungen und eine Geburtstagskarte überreicht wie sie auch die Kinder von der Schule zum Geburtstag erhalten. Dann war zwei Stunden Ruhe da die Schüler sich auf wichtige Prüfungen vorbereiten mussten und danach alle Englisch Examen hatten da zurzeit Exams-Woche ist. Nach den Prüfungen wurde unsere Headteacherin von jeder Klasse in ihren Klassenraum gebeten, dort gab es Ständchen, Geschenke, überzuckerte Torten und jede Menge FCKW-haltiges Schneespray. Der exzessive Gebrauch von Kunstschnee aus der Dose scheint in Indien Tradition zu haben, bisher hat es auf keinem Geburtstag gefehlt, das Geburtstagskind wird teilweise komplett zum Schneemann/Frau umgewandelt. Nachdem die Gute in zehn Klassen Torte gegessen und damit die Kinder gefüttert hatte, was auch Tradition hat, begannen die eigentlichen Feierlichkeiten: Um 13 Uhr haben sich alle Lehrer und Schüler in der Assembly Hall zur Überraschungsparty versammelt, es gab glorifizierende Reden und von den Schülern einstudierte Sketche, Gesänge und Bollywood reife Tanzeinlagen. Es war der 30. Geburtstag unserer Head Mistress und dieser wurde besonders groß gefeiert. Da es sich um ihren ersten Geburtstag an der Jain School gehandelt hat war sie von den Feierlichkeiten völlig überwältigt und zeigte sich sehr gerührt. Um 15 Uhr war für die Schüler und Lehrer alles vorbei. Eine Prozession dieser Art wäre in Deutschland soweit ich weiß unvorstellbar, es kam mir aber alles sehr natürlich und herzlich vor. Es scheint in Indien noch üblich zu sein seinen Lehrern für ihre Arbeit große Dankbarkeit zu zeigen.

Als ich heute jedoch unserer “Madam” einen guten Morgen wünschte machte diese einen sehr schläfrigen Eindruck: Da sie keine Lust hatte ihren 30. im eher langweiligen KGF zu feiern hat sie eine spontane Party in Bangalore organisiert und ist nur wenige Stunden vor Schulbeginn wieder in KGF eingetroffen. Die meiste Zeit des Tages wurde daher im Büro verbracht, den einen oder anderen interessanten Chat gab es aber natürlich trotzdem, so werden Jan und ich von ihr immer mit sehr guten Tipps für Ausflüge nach Bangalore versorgt und wissen nun auch schon wo wir in Chennai günstige, gebrauchte Möbel für unsere Wohnung kaufen können. Sie hat sich in den letzten Wochen zu unserer Ansprechpartnerin in allen Belangen entwickelt, bei einer Tasse Tee ,die ihr von einer ihrer Servants gebracht wird kann man über alles Reden.

Lebenszeichen

 

Erst einmal möchte ich mich an dieser Stelle für die lange Schlafphase meines Blogs entschuldigen, ich hatte die letzten Wochen so viel zu tun das keine Zeit war etwas zu schreiben, an sich ein gutes Zeichen.

Projekt

Die Arbeit in unserem Übergangsprojekt der Jain School in KGF, macht mir nach wie vor sehr viel Spaß und wir bekommen durchweg positives Feedback.

Die Schule befindet sich im Bau, die untere Etage wird trotzdem als Kindergarten, Vor- und Grundschule genutzt. In der ersten Etage ist die Highschool untergebracht, wir sind in allen Bereichen tätig.DSC01766

In das 2. Stockwerk welches sich gerade in Bau befindet, kommt ein College. Die Schule wird somit einen “Full Educational Service” bieten (2 bis 18J.) , vom Kindergarten bis zur 12. Klasse. Zur Schule gehört außerdem noch das Office Building von dessen Dach auch das obere Bild entstanden ist. In dem Gebäude ist das Büro des Secretarys, ein Multi-Media Raum und ein Lehrerzimmer untergebracht. Auf die oberste Etage wird noch eine Gästewohnung aufgesetzt.

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Competition Day

Am 4.12 hat an unserer Schule ein “Competition Day” stattgefunden, es wurden die besten Schüler der Stadt in den Bereichen “Traditional Dance”, “Singing”, “Bollywood Dance”, “Story Telling”, “Fancy Dresses”, “Science” und “Arts” gesucht. Am Morgen wurde die Schule ein wenig hergerichtet und eine kleine Parade abgehalten (s.o) um die Gäste aus anderen Schulen zu begrüßen.

Hier ein paar Eindrücke aus den Bereichen “Science” und “Arts” :

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Das Linke Bild zeigt ein Exponat eines unserer Schüler zum Thema regenerative Energien, es gibt Windräder welche die Modelleisenbahn und die Beleuchtung des Models in betrieb setzen, in Wahrheit werden die Windräder und alles andere jedoch von ein paar versteckten Batterien elektrifiziert.

Das rechte Bild zeigt das Anfertigen einer traditionellen indischen Bodenmalerei aus Kreide und Salzen, man findet sie vor vielen indischen Häusern. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin die Symmetrien ohne Hilfsmittel einzuhalten.  So sieht es fertig aus:

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In den Disziplinen Kunst, Wissenschaft und Singen hat unsere Schule sogar den ersten Platz belegt. Später hat unser Schulleiter für alle Zitronenreis mit Allerlei spendiert, worüber sich vor allem die Kinder der staatlichen Schulen drüber gefreut haben.

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Science Center

Letzte Woche haben wir an einem Schulausflug unserer Schule in eine Art Phänomenta  teilgenommen, unser geschätzter Kollege Mr. Rohit war auch mit von der Partie:

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Im Science Center gab es alles was man auch aus deutschen Einrichtungen dieser Art kennt, inklusive live Experimenten und Blitzmaschine. Das Projekt wird von einer englischen NGO gefördert und unterstützt. Meiner Meinung nach eine gute Sache da die Kinder zwar Chemie, Bio und Physik Unterricht haben, es an den meisten Schulen keine Fachräume gibt und der Unterricht so auf reiner Theorie basiert. Das Science Center hingegen war sehr praktisch ausgelegt und hat zum mitmachen animiert.

Weihnachtszeit

Auch wenn die Temperaturen jeden Tag die 25° Grenze überschreiten kommt bei uns nun endlich etwas Weihnachtsstimmung auf.

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Katharinas Mutter hat uns auf dem Postweg schöne Adventskalender zukommen lassen, diese haben wir zwischen den Heiligenbildchen in unserer Wohnung stilecht angeordnet. In Indien gibt es keine Adventskalender, die die wir den Söhnen unseres Chefs geschenkt haben waren noch am 1.12 aufgegessen.

Die Mädels haben sogar schon Weihnachtsdeko gebastelt und geplant wir unser “Weihnachtsbaum” geschmückt werden soll und es laufen kitschige Weihnachtslieder rauf und runter, das ist mir allerdings schon zu viel Weihnachtsstimmung.

Wohnungssuche in Chennai

Da wir Anfang Januar nach Chennai umziehen werden und wir noch eine Wohnung brauchen, haben wir uns gestern mit Prabhu auf Wohnungssuche nach Chennai begeben. Diese gestaltete sich recht interessant da die Vermieter am Telefon sofort auflegen sobald ein Ausländer nach einer Wohnung frag, nicht gerade die feine indische Art. Letztendlich haben wir aber doch noch einen Broker gefunden der uns eine neue Zweizimmerwohnung in der Nähe unserer neuen Schule gezeigt hat, wir werden versuchen diese zu mieten.

An der Schule wurden wir mit einer Parade und Blumenkränzen begrüßt, sehr angenehm! Die Schule besteht aus Kindergarten, Vor- und Grundschule bis zur 6.Klasse. Für mich etwas schade da ich an der Jain School lieber die älteren Jahrgänge unterrichtet habe, für die Knirpse fehlt mir manchmal die Geduld.

Das Leben in Chennai wird komplett anders sein als in KGF, anonymer, schneller, lauter, dreckiger und etwa 10° wärmer. Ich freu mich drauf!

 

Leider hatten wir auch einen Todesfall zu beklagen:DSC01798

Ich hoffe in KGF oder Bangalore einen Tüftler zu finden der mir meinen guten Laptop repariert, er ist einer unvorsichtigen Mitfreiwilligen aus den Händen gefallen.

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