Geregelter Alltag, welch eine Freude!

 

Dadurch dass ich nun eine feste Arbeit in KGF an der Jain School habe hat sich mein Leben in Indien stark verändert. Es freut mich sehr da ich nun endlich einen Sinn in meinem Weltwärtsdienst sehe und die Langeweile ein Ende hat.

Hier ein Überblick über meinen neuen Tagesablauf:

Um 5:45 stehe ich auf und fange gleich an ein kleines Feuer aus Holz und Kerosin zu entfachen um Wasser zum duschen zu erwärmen, eine halbe Stunde später ist das Wasser warm und ich kann endlich duschen. Nach dem erquickendem Bad geht es zur Klamottenwahl: Da ich an einer Privatschule arbeite sollte ich lange Hosen und gebügelte, saubere Hemden tragen. Dies ist in Indien nicht so einfach wie man es aus Deutschland kennt da meine Klamotten dank der Handwäsche nicht mehr wirklich sauber werden.

Um 7 Uhr verlassen Jan und Ich das Haus, die Mädels können viel länger schlafen als wir da die staatlichen Schulen erst um 10:30 anfangen. Ich gehe zum Frühstücken in ein kleines Restaurant in der Nähe der Bushaltestelle wo mich der Schulbus einsammelt, leider gab es dort morgens immer nur das gleiche Gericht: Igly, aus Reismehl bestehende, untertassenförmige “Knödel” mit verschiedenen Chutneys, dazu gibt es Vada (Frittierte Teigringe) und Gemüsefrikadellen sowie einen Milchkaffee. Zwischen viertel vor und viertel nach acht holt uns der Schulbus ab und es wird etwa 20 Minuten zur Schule gefahren, heute hat es etwas länger gedauert da wir einen Platten hatten.

Um 8:30 beginnt die Schule mit dem Morgenapell, es wird in Reihe und Glied die Nationalhymne von Indien und Karnataka gesungen, Nachrichten vorgelesen und Marschübungen absolviert, eine Kapelle bestehend aus einer Pauke und einer Trommel gibt den Takt dazu.  Von 8:40 bis 12:00 findet regulärer Unterricht statt, die Schulstunden sind zwischen 30 und 45 Minuten lang. Um 11 Uhr geben die Lehrer ihre Essensbestellungen beim Sicherheitsmann der Schule auf und dieser fährt mit seinem Mofa in ein nahegelegenes Restaurant und besorgt das gewünscht Essen, dazu gibt es noch frisches Obst. Um 12 Uhr beginnt die halbstündige Lunchbreak, danach findet der Nachmittagsunterricht bis 15 Uhr statt. Dieser besteht vorwiegend aus Sport, Kunst und Nachhilfekursen. Um 15:30 Uhr werden wir zurück gefahren und nach ein paar Unterrichtsvorbereitungen beginnt unsere Freizeit welche vor allem daraus besteht Blogs, Berichte und Briefe zu schreiben.

Für mich war es sehr wichtig endlich eine Aufgabe zu haben die meinem Aufenthalt einen Sinn gibt, die Kinder und Lehrer geben einem für die Arbeit sehr viel zurück. Zurzeit geben wir Unterricht in Klassen in welchen der Lehrer fehlt und reparieren den Computerraum. Inzwischen sind neun von zehn Computern wieder funktionstüchtig, vor unserem Einsatz waren es drei. Nächste Woche sollen auch endlich Techniker kommen und einen Internetanschluss verlegen, dann kann ich endlich mit meinen Computerkursen anfangen. Smiley

Seminar in Coimbatore – Trip to Ooty

 

Die letzte Woche haben wir sechs Freiwillige bei unserem Zwischenseminar in Coimbatore und in der alten Kolonialstadt Ooty, verbracht.

Karte

Zuerst ging es mit dem Bummelzug nach Bangalore und von dort mit dem Schlafwagen nach Coimbatore. Der Schlafwagen ist relativ komfortabel, man stelle sich, in dem Volumen eines abtrennbaren DB Abteiles acht Betten vor und kombiniere dies mit Holzpritschen und Power-Deckenventilatoren: Sehr angenehm und in der Preis/Leistung unschlagbar, 330km für 2,5€!  Die Abteile sind jedoch leider nicht abtrennbar und Bettwäsche muss man sich mitbringen, die ist nur im First Class A/C Sleeper inklusive.

Nach einer angenehmen Nacht im Zug sind wir von einem Fahrer des “Karl Kübel Institute for Development and Education” zum Seminar gefahren wurden. Der Fahrer empfing uns am Bahnhof mit dem Schild “Rosini & Team KKID”, sehr belustigend.

Das Gelände des KKID ist sehr groß und entspricht deutschen Standards, morgens gab es sogar warmes, fließendes Wasser und es gab saubere Bettwäsche sowie Toast mit Marmelade! Dass sind Dinge die man nach acht Wochen Indien ein wenig vermisst.

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Die Anlage befindet sich etwas außerhalb von Coimbatore in in Bergen und bietet einen traumhaften Ausblick, wir durften leider nicht alleine wandern gehen da sich in dem gebiet frei lebende Elefanten, Schlangen und Raubkatzen tummeln .

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Der Garten entspricht den Ansprüchen einer jeden deutschen Schrebergartenkolonie und lädt ein zum Entspannen, Hecken hatte ich bis Dato noch keine in Indien gesehen, erst recht keine modellierten. 

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Unsere Seminareinheiten haben wir größtenteils in dem Innenhof unseres Seminarhauses abgehalten, es ging um Reflektion, Diskussion, Evaluierung, Sinnfragen und um Austausch zwischen den Freiwilligen. Letzteres war mir am wichtigsten und funktionierte auch am besten, manch anderer Inhalt war mir ein wenig zu Abstrakt, aber es wurde alles nett aufgearbeitet und verpackt. Auch zum Thema Unterrichten haben wir einiges gelernt was mir jetzt weiter Helfen wird, ich kann nun einige Strophen von ein paar englischen Lernliedern auswendig. Die Seminarteilnehmer waren von der Karl Kübel Stiftung sowie ein paar anderen Organisationen und haben alle am Weltwärts Programm teilgenommen.

Am dritten Tag haben wir ein “Tribal Village” besucht, um dort hin zu kommen brauchten wir sechs Jeeps da es keine befestigte Straße gab und sind eine schöne Strecke durch die Berge gefahren. Das Dorf selber wurde drei Jahre von der Karl-Kübel-Stiftung gefördert und mit befestigten Häusern, Sanitäranlagen, Strom, Straßenbeleuchtung, einer Schule sowie sehr viel Motivation und Know How ausgestattet. Das Dorf verdient sich in der Gemeinschaft Geld durch den Verkauf von Ziegen und Ziegenkot dazu, inzwischen hat jede Familie etwa 80€ auf der hohen Kante und bekommt 10% Zinsen auf das Guthaben. Ich habe mich im Dorf etwas deplatziert gefühlt da mir dass ganze wie eine Abenteuertouritour vorkam und auch viele Fotos gemacht wurden, ich persönlich habe dies nicht getan warum es auch keine Bilder gibt. Wir wurden im Dorf sehr nett empfangen und man war an den Besuch von Ausländern gewohnt, in der Schule haben wir zusammen mit den Kindern gesungen und getanzt.

Ooty

Nach fünf Tagen Seminar sind wir mit dem Bus nach Ooty gefahren, Ooty ist eine Touristenstadt welche vor allem von indischen Touristen besucht wird, die einzigen Weißen die ich gesehen habe waren eine große Gruppe deutscher Bosch-Praktikanten die bei uns im Hotel gelebt haben.

DSC01643Die einzelnen Stadtteile sind sind an unterschiedlichen Hängen erbaut worden, die Flächen dazwischen und um die Stadt herum werden zum Anbau von Tee und Kakao genutzt, die Stadt ist berühmt für ihre Tee- und Schokoladensorten, mit letzterem haben wir uns vor der Abreise Kiloweise eingedeckt da uns die, sonst in Indien erhältliche Fabrikschokolade nicht schmeckt und zu süß ist.

DSC01705 Unser Hotel war sehr günstig und, idyllisch wie praktisch, zwischen Busbahnhof und Teeplantagen gelegen, morgens gab es sogar warmes Wasser. Dieses war jedoch auch nötig da es in der Nacht bis zu 0°C kalt wird, die Zimmer waren unbeheizt weswegen wir es uns zu sechst in einem Zimmer gemütlich gemacht haben anstatt die zwei gezahlten zu nutzen.

Die Stadt bietet ansonsten sehr schöne Parks und Gastronomiebetriebe sowie eine alte Zahnrad-Dampflock welche zwischen Ooty und Coimbatore durch die Berge fährt, dies war für uns zeitlich leider keine Option.

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Die Parks nach englischem Vorbild bieten piekfeine Gärten sowie Dschungel-Feeling in den abgelegenen Teilen, angeblich sollen dort Tiger herumstreifen.

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Unser Lieblings Coffeeshop-Kette “Café Coffee Day” haben wir natürlich auch in Ooty einen Besuch abgestattet, hier gibt es kitschige Motive im Kaffee und Klopapier auf dem Klo, jedem den es nach etwas westlichem dürstet kann ich einem Besuch empfehlen.

Ansonsten ist Ooty eine typisch indische Stadt mit Tucktuck, vielen Läden und viel “Gewusel”.

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Nach unserer acht Tägigen Abwesenheit habe ich mich schon sehr auf KGF und meine Arbeit gefreut, mein Schultag heute hat mir sehr viel Spaß gemacht und war sehr abwechslungsreich, ich habe mindestens fünf neue Schulhofspiele gelernt und weiß nun mehr über Gandhi als je zu vor. 

Smiley

Luxus auf dem Lande: Biryani

Das Wetter ist in den letzten Wochen etwas kälter geworden, Nachts kühlt die Luft bis auf 10°C ab und Tagsüber wird in KGF gerade einmal 25° erreicht, dies macht die morgendliche Dusche etwas unangenehm da unser Badezimmer aus Wellblech besteht und das Wasser in der Wassertonne so Außentemperatur erreicht. Aber auch diesem Problem der Warmduscher wurde durch unsere gute Seele und Mädchen für Alles, Latakka, Abhilfe geschaffen:

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Früh morgens, wenn wir noch am schlafen sind und Sie schon das Frühstuck vorbereitet, dessen Vorbereitung gerne zwei Stunden dauert, erwärmt Sie uns Duschwasser über dem offenen Feuer und wir mischen dies unter unser kaltes Tonnenwasser und erhalten so angenehm temperiertes Duschwasser, welch ein angenehmer Luxus! Aber die guten Nachrichten nehmen kein Ende: Rohit, der älteste Sohn von Prabhu hat heute seinen neunten Geburtstag und zur Feier des Tages gibt es, wie bei allen feierlichen Anlässen, Biryani. Rachel und ich haben morgens die benötigten, frischen Kräuter vorbereitet. Nithin, Prabhus jüngster, hat uns dabei unterstützt:

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Als wir fertig waren kam auch schon unser Koch um das restliche Gemüse zu schnibbeln und weitere Vorbereitungen zu treffen:

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Nach den Vorbereitungen geht es auch gleich ans kochen, natürlich über dem Feuer!

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Für alle die dieses, sehr schmackhafte, Gericht nachkochen möchten hier das Rezept, es kommt dem hier erlebten sehr nahe:

Für vier Personen Biryani:

  • 1 kg Lamm, Ziege, Rind, oder Maishähnchen
  • 400 g Basmati
  • 500 g Joghurt
  • 4  Zwiebel(n)
  • 5 EL Öl oder Ghee
  • 2 Chilischote(n), grüne, nach Belieben
  • 2 EL Ingwer, püriert
  • 2 EL Knoblauch, püriert
  • 6  Tomate(n)
  • 1 TL Kurkuma, gemahlen
  • 2 EL Koriander, gemahlen
  • 1 EL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 TL Chilipulver
  • 2 TL Curry (Garam Masala)
  • 6 Stück Kardamom, grüne ganze Kapseln
  • ½ Stange/n Zimt, ca. 5 cm
  • 1 Lorbeerblatt, am besten indischer
  • 5 Nelke(n)
  • ½ TL Safranfäden
  • 100 ml Milch
  • ½ Bund Koriandergrün
  • ½ Bund Minze
  • 50 g Butter
  • Salz
  • ½ Salatgurke(n)

Die Zubereitung ist nicht ganz unkompliziert und nur was für Leute die würzen können. Die Gewürze müssen richtig verarbeitet und angebraten werden damit es nicht sandig wird. Zu dem würzigem Biryani gibt es eine erfrischende Jogurt-Raita. Die Zubereitung dauert ungefähr eine Stunde.

Safran in der erwärmten Milch einweichen, Basmati 30 Minuten in kaltem Wasser vorquellen lassen. Lammfleisch von überschüssigem Fett befreien und in 3 cm große Würfel schneiden. 3 Zwiebeln fein würfeln, eine in halbe Ringe scheiden. Ca. 2 EL der fein gewürfelten Zwiebeln für das Raita beiseite stellen. 4 Tomaten würfeln, die übrigen beiden entkernen, würfeln und separat für das Raita aufbewahren. Korianderblätter hacken, Minze in feine Streifen schneiden.
Basmatireis abgießen und mit Zimt, Lorbeer, Kardamom und Nelken in Salzwasser zu 3/4 gar kochen. Danach in einem Sieb gut abtropfen lassen.
Öl oder Ghee in einem großen Bräter mit schwerem Deckel erhitzen. Gewürfelte Zwiebeln darin anbraten. Unter Rühren alle gemahlenen Gewürze außer dem Garam Masala hinzugeben und 30 Sekunden gründlich anbraten. Sollte die Mischung trocken wirken, ein wenig mehr Öl hinzugeben. Ingwer- und Knoblauchpaste und Chilischoten nach Wunsch hinzufügen und weitere 30 Sekunden braten.
Die Tomaten hinzufügen und unter Rühren mitbraten, bis sich das Öl von der Mischung trennt. Die Tomaten sollen dabei zerfallen und allem eine gleichmäßige, breiige Konsistenz geben. Nun bei großer Hitze löffelweise die Hälfte des Joghurts beigeben. Er muss sofort mit kräftiger Hitze in Berührung kommen und schnell untergerührt werden, sonst besteht Gefahr, dass er ausflockt!
Das Fleisch beigeben, salzen und alles köcheln lassen, bis das Fleisch gar ist. Bei zartem Fleisch, das nicht lange schmoren muss, ist oft noch zu viel Flüssigkeit im Topf. Dann bei großer Hitze einkochen, bis die Soße eine dicke Konsistenz erreicht hat.
Die Zwiebelringe in Öl zu Röstzwiebeln braten, auf Küchenpapier abtropfen lassen. Gehackte Korianderblätter in die Soße einrühren, die Hälfte von Soße und Fleisch aus dem Topf entnehmen und bereit stellen.
Nun das Fleisch im Bräter mit der Hälfte vom Reis bedecken. Darüber 1 TL Garam Masala gleichmäßig verstreuen, ebenso die Hälfte der Röstzwiebeln, der Minze (1 EL für das Raita aufbewahren!) und die Hälfte der Safran-Milch. Butter in Flöckchen darüber geben. Die Schichtung mit der anderen Hälfte der Zutaten wiederholen.
Deckel aufsetzen und bei 180 Grad 20 Minuten im Ofen durchziehen lassen.
Für das Raita die Gurke entkernen und in 1 cm große Würfel schneiden. Den restlichen Joghurt mit der Gurke, den aufbewahren Tomaten- und Zwiebelwürfeln und der Minze verrühren. Mit einer Messerspitze gemahlenem Koriander abschmecken. Einige Minuten ziehen lassen.
Biryani und Raita zusammen servieren. Je nach Geschmack wird beides auf dem Teller leicht vermischt oder getrennt gegessen.

Ganz wichtig: Mit der rechten Hand essen!

Ich werde mich nun dem Biryani zuwenden, da ich nächste Woche auf dem Seminar bin wird es längere Zeit kein Update geben.

Jain School

 

6:30, der Wecker klingelt, und dass zum ersten mal in meinem inzwischen fast sechs wöchigem Indien Aufenthalt. Endlich etwas sinnvolles zu tun und die Verschwendung von deutschen Steuergeldern soll nun ein Ende haben, auch wenn dies nicht unser Verschulden war.

Um 7:45 wurden wir vom Schulbus der Jain School am zuvor vereinbarten pick up Point eingesammelt und zur Schule gebracht. Die Schule liegt in einem etwas besseren Stadtteil KGF’s, mit vielen mehrgeschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern. Bei meinem vorübergehenden Arbeitsplatz handelt es sich um eine mittelständische Privatschule da sich keine der öffentlichen die Mühe machen wollte zwei Ausländer bei sich arbeiten zu lassen (too much paperwork). Die Schule selbst besteht aus zwei Etagen und ist offen und hell aufgebaut. Die Headteacherin, welche ein perfektes Englisch spricht, hat uns die gesamte Schule gezeigt und war besonders stolz auf die Bücherei und den sehr modernen Computerroom. Da es sich um eine Privatschule handelt gibt es sogar Bäder und Toiletten mit Kanalisation. Die Lehrer können sich in den Pausen sogar in einem großzügigem Lehrerzimmer entspannen. Die Schule unterrichtet von der ersten Vorschul- bis zur zehnten Klasse. Die erste Vorschulklasse beginnt mit zweieinhalb Jahren, dort wird das richtige Benehmen in der Schule und das ABC beigebracht. Der Standard in den höheren Klassen ist dem welchen ich in meiner Schulzeit genießen durfte, mindestens gleichzusetzen. Das Schulgeld beträgt 6500 Rs. pro Jahr, mit Uniform und Materialien müssen die Eltern etwa 10000 Rs. im Jahr bezahlen, dies entspricht etwa 12€ im Monat, leider ist dies für die Meisten nicht erschwinglich.

Die Kinder sind extrem diszipliniert, und das obwohl die Jain School, im Gegensatz zu den Staatlichen, eine “No Touch Policy” hat und es den Lehrern somit verboten ist körperliche und verbale Gewalt anzuwenden. Der Unterricht ist sehr modern, wir ihn uns in allen Klassenstufen eine halbe Stunde angeschaut. Auf dem Stundenplan stehen Kannada, Hindi, English, Science, Maths, History, Sports, Arts und weitere Fächer, darunter auch einige exotische in denen z.B. aus alten Sachen und Müll neue, sinnvolle Dinge gebastelt werden, sehr lobenswert in einem Land ohne funktionierende Müllentsorgung.

Der Schoolmanager hat uns die Aufgabe gegeben uns Projekte zu suchen, ich werde in den unteren Klassenstufen “alles” unterrichten, soll viel über Deutschland und Europa erzählen und biete ab der vierten Klassenstufe Computerkurse an, mit den Jüngeren werde ich Basics machen, Emailkonten erstellen und Briefe schreiben üben, die Älteren bekommen Unterricht in MS Office.

Nachdem wir uns die Schule und den Unterricht angeschaut hatten, haben wir mit einer siebten Klasse den Sportunterricht gemacht, Football, Cricket und verschiedene Tänze standen auf dem Programm, sehr spaßig!

Insgesamt war der Schultag sehr gelungen, nur leider auch erst einmal der Letzte da wir ab Sonntag auf einem Zwischenseminar in Coimbatore sind. Des weiteren hat sich Prabhu eine neue Motorrikshaw gekauft und selbige wurde heute mit Blumenkränzen geschmückt und mit verschiedenen Ritualen gesegnet. So wurde der Schlüssel zu einem Priester gebracht und geheiligt, danach haben zwei Zwidder bzw. Transen verschiedene Rituale an der Rikshaw und seinem Motorrad durchgeführt damit diese Unfall frei bleiben. Die Zeremonie war sehr spirituell und mystisch, interessant!

Trip to Om-Beach / Gokarna / Jog Falls

 

Nach fünf Wochen Indien konnten wir nun, aufgrund unserer Arbeitslosigkeit, schon unseren dritten längeren Trip buchen und sind in eine Nachbarbucht von Gokarna, an den Om-Beach gefahren. Voran ging es, wie immer, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nach ca. 16 Stunden fahrt hatten wir unser 450km entferntes Ziel erreicht. Gokarna liegt gerade noch im Bundesstaat Karnataka, welchen wir nicht verlassen dürfen, und ist etwa 150km vom berühmt, berüchtigten Goa entfernt.

Karte

In Gokarna angekommen mussten wir noch zu unserem Hotel kommen welches wir uns vorher in einem Reiseführer rausgesucht hatten. Am Busbahnhof angekommen wurden wir gleich von einer Schaar Rikscha Fahrern in Empfang genommen, welche uns zu exorbitanten Preisen zum Hotel am Om-Beach bringen wollten. Das Schema, nach welchem man zu vernünftigen Preisen Tuctuc fahren kann, läuft immer gleich ab: Sich nicht zu interessiert zeigen und warten bis man angesprochen wird, den Preis erfragen, diesen als viel zu hoch abstempeln und einen Bruchteil des genannten Preises als Wunschpreis nennen. Dieser wird vom Fahrer als viel zu niedrig dargestellt werden und der Fahrer wendet sich von einem ab. Dann sagt man, dass man zu Fuß gehen wird und nach wenigen Metern wird einem der Fahrer nachfahren und sich verhandlungsbereiter zeigen. Nach einer kleinen Diskussion und illusorischen Kilometer Angaben, wie weit das Ziel angeblich entfernt sei, konnten wir bisher immer zum gewünschten Preis Taxi fahren, in Gokarna sind wir so die ca.10 Km so für 150 Rs. (2€) gefahren. Ein fairer Preis für beide Seiten! Allgemein würde ich jedem Indienreisenden empfehlen bei Einkäufen und Dienstleistungen, welche keine staatlichen Fixed Prices haben, bei einem Zehntel des genannten Preises die Verhandlungen zu beginnen. Man trifft sich in der Regel bei 20% bis 50% des ausgeschriebenen oder zuerst genannten Preises. Ein gutes Argument für saftige Preisnachlässe war bisher auch dass wir “Volunteer Social Work” machen, viele Inder wissen dies sehr zu schätzen!

Im “Namaste” Hotel angekommen haben wir sofort freie Hütten  bekommen:

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Diese Bestanden aus einem Schlafraum, einer Nasszelle, einer kleinen Terrasse und waren mit Doppelbett, Moskitonetz, Schrank, Western WC, Dusche und Deckenventilator ausgestattet, also ein gehobener Standard. Die Hütten kosten, je nach Ausstattung, zwischen 300 und 1200 Rs. (4 bis 17€) pro Nacht und Doppelzimmer. Die Hotelanlage besteht aus etwa 30 Wohneinheiten, Restaurant, Internetcafé und einem Kiosk mit dingen des täglichen Bedarfs (Klopapier z.B.).

Der Strand am Hotel ist wunderschön, sauber und leer:

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Am Strand kann man sich in den Schatten der Bäume und Palmen legen um in der Mittagssonne nicht völlig zu verbrennen.

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Und Abends kann man den Sonnenuntergang bewundern.

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Die ersten zwei Tage haben wir in erster Linie am Om-Beach verbracht, hier gibt es auch das “Dolphin Café” in dem es die sagenumwobenen “Magic Banghalassis” zu erwerben gibt, ein Besuch des Cafés, auch wenn man nur eine Cola trinken will, ist sehr empfehlenswert und interessant da es so einige Alt- und Neohippies zu bestaunen gibt.

Außerdem haben wir auch eine kleine Wanderung vom Om zum Gokarna Beach, entlang der Küste Unternommen:

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Am dritten Tag haben wir uns einen Microvan mit Fahrer gegönnt welcher uns zu den Jog Falls, den größten Wasserfällen Indiens, chauffiert hat. Die Fahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu bestreiten wäre zeitlich nicht an einem Tag möglich gewesen, da wir selbst mit Fahrer, drei Stunden für die 100km gebraucht haben. Die Jog Falls sind touristisch sehr gut erschlossen und wurden von vielen Indern und Asiaten besucht, es gibt einige nette Restaurants und Shops rund um die Wasserfälle.

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Die Jog Falls selbst habe ich als sehr beeindruckend empfunden, auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserfälle führt eine Treppe hinunter in die Schlucht, der Abstieg dauert etwa 45 Minuten, der Wiederaufstieg, je nach Kondition, etwa 90. Die Treppensteigerer lohnt sich allerdings da man, unten angekommen, die Möglichkeit hat unter dem Wasserfall und dem Einlaufbecken zu schwimmen und sich vom Wasserfall den Rücken massieren zu lassen. Es ist allerdings ein wenig gefährlich da ab und an Felsbrocken und Steine Abbrechen und in das Wasserbecken fallen, das Risiko ist es jedoch wert:

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Ich habe versucht die Schönheit des Wasserfalls mit der Kamera Festzuhalten:

Jog Falls in der Nähe von Gokarna Nov.11 FullHD

Ich empfehle jedoch jedem sich das Spektakel selbst einmal anzuschauen.

Den letzten Tag haben wir am Strand verbracht uns sind Abends mit einem Fischerboot zum Busbahnhof nach Gokarna gefahren um die Heimreise anzutreten, diese gestaltete sich wie die Hinreise.

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Es gibt auch weitere erfreuliche Nachrichten:

Am Freitag werde ich endlich mit der Arbeit beginnen und, bis wir im Januar nach Chennai umziehen, übergangsweise in einer Grundschule in Kolar Gold Fields arbeiten. Es handelt sich um eine staatliche Schule einfachen Standards, dazu später mehr! Des weiteren konnte ich Tickets für das Sunburn Festival erstehen und werde die Tage nach Weihnachten auf dem Festival verbringen und Sylvester in Goa feiern Smiley

Ansonsten bin ich gesund und munter!

Zwischenstand

 

Langeweile, und dass in Indien, wenn ich damit gerechnet hatte etwas in Indien nicht zu haben, dann war es Langeweile. Inzwischen ist Langeweile häufig bei mir anzutreffen da wir immer noch nicht arbeiten dürfen und einfach nichts zu tun haben. Da es in KGF nicht genügend verifizierte Weltwärts Plätze für uns gibt haben Jan und Ich uns entschlossen dem Landleben den Rücken zu kehren und in die Millionenstadt Chennai umzuziehen um dort an einer Grundschule zu arbeiten.

Kartenbild

Leider sind unsere Visa nicht für den Bundesstaat Tamil Nadu gültig in dem sich Chennai befindet und die Ausweitung der Gültigkeit ist von der örtlichen Polizeistation abhängig…….. Unsere Entsendeorganisation ist aber dabei den Vorgang zu beschleunigen und unsere zuständige Polizei sollte in den nächsten Tagen mit Nachrichten von Konsulaten und Ministerien überrollt werden was sie hoffentlich kooperativer stimmen wird.

Ansonsten vertreibe ich mir die Zeit mit Paperwork, lesen, abhängen und Trips zu planen, so wollen wir Ende der Woche alle zusammen ans Meer fahren solange das Wetter noch gut ist und Jan und ich wollen zwischen Weihnachten und Neujahr auf Asiens größtes Festival Sunburn. Die Freude war auch groß als wir am Sonntag in Bangalore waren, endlich Abwechslung! In Bangalore habe ich auch zum ersten Mal in Indien etwas wirklich westliches konsumiert, Pizza von Pizza Hut! Das Pizza Hut Erlebnis ist in Indien aber ein komplett anderes als in Deutschland: Die Tür wird einem mit einem Lächeln und “Welcome to Pizza Hut” geöffnet und sofort wird man in Empfang genommen und zu einem freien Tisch eskortiert. Dort begrüßt einen ein perfekt englisch sprechender Kellner welcher sich mit seinem Vornamen vorstellt und einem verspricht jeden Wunsch zu erfüllen. Die Pizza selbst ist wie man sie kennt nur dass es lediglich Geflügel gibt, stört aber soweit auch nicht. Zur Verabschiedung gibt es noch einen einstudierten Smalltalk mit unserem “persönlichen Kellner” sowie eine handschriftliche Nachricht von selbigem auf der Rückseite der Quittung welche aussagt wie sehr sich unser Kellner über unseren Besuch gefreut hat und sich schon auf unseren nächsten freut. Sehr nett und sicherlich auch umsatzsteigernd, von Servicewüste keine Spur.

Hier noch ein paar Eindrücke von Bangalore:

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Ansonsten geht es mir gut und die Langeweile bringt einen dazu sehr viel nach zu denken und zu hinterfragen, teilweise verfalle ich schon in meditative Zustände. Angeblich soll Langeweile intelligent machen, ich werde berichten!

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